Aus Kapitel 18

...„Zum Glück kann ich morgen früh nach Hause, zum Glück. Und morgen Abend werden wir zusammen flüchten“, sagte sich Margarethe.
Samstagabend jedoch kam eine entscheidende Nachricht: Mathilde, die zweite junge Kollegin, bis dahin korrekte Pflichtsjahrsabsolventin, die am Sonntag Dienst hatte, meldete sich krank. Im Nachhinein wusste Margarethe den wahren Grund: „Mathilde war nicht krank, Mathilde flüchtete auch!“

So oder so, es spielte keine Rolle mehr. Margarethe bekam den Auftrag Mathildes Arbeit zu übernehmen, bis die Geburtstagsfeier vorüber war. So durfte Margarethe am Sonntag nicht nach Hause und musste warten, bis alles getan war.
Margarethe dachte nach. Sie durfte niemanden auf dem Hof in ihren eigenen Fluchtplan einweihen, obwohl ihr danach war. Daher beschloss Margarethe, Unbeschwertheit vortäuschend, ihrer Arbeit nachzugehen. Was war Margarethe jung und gutgläubig!

Ein Gedanke dagegen beschäftigte sie unentwegt: „Warum habe ich mich nicht auch krank gemeldet?“ Sie bat darum, ihrer Mutter Bescheid zu geben und hoffte inständig, ihre Flucht würde sich nicht wesentlich verschieben. Eine Hofhelferin, die auf ihrem Weg nach Hause Labiau kreuzte, versprach ihr, die Mutter zu informieren.